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Blutbuch

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Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort, lebt sie nun in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.

Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l'Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.

336 pages, Hardcover

First published July 19, 2022

About the author

Kim de l'Horizon

3 books98 followers
KIM DE L’HORIZON, geboren 2666 auf Gethen. In der Spielzeit 21/22 war Kim Hausautorj an den Bühnen Bern. Vor dem Debüt ›Blutbuch‹ versuchte Kim mit Nachwuchspreisen attention zu erringen – u. a. mit dem Textstreich-Wettbewerb für ungeschriebene Lyrik, dem Treibhaus-Wettkampf für exotische Gewächse und dem Damenprozessor. Heute hat Kim aber genug vom »ICH«, studiert Hexerei bei Starhawk, Transdisziplinarität an der ZHdK und textet kollektiv im Magazin DELIRIUM. ›Blutbuch‹ wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet und gewann den Deutschen Buchpreis 2022.

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1,518 (33%)
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898 (19%)
2 stars
341 (7%)
1 star
137 (3%)
Displaying 1 - 30 of 496 reviews
Profile Image for Meike.
1,755 reviews3,814 followers
October 18, 2022
Now Winner of the German Book Prize 2022
Swiss author Kim de l'Horizon smartly grapples with the attempt to put the non-binary experience into words, and they (much like Joshua Whitehead!) do so by relating their experience to that of their mother and grandmother. The possibilities and limits of language are a central concern here: "Blutbuch" (blood book) refers to the "Blutbuche" (copper beech, literal translation from the German: blood beech) in the family garden as well as the wide ancestral research into Kim's family tree (in German, "Buch" is book, while beech is "Buche"); in regional Swiss German, the mother is a grammatical neuter, "das Mutter" (in my Saarland dialect, all women are "it" = "ääs", btw), and Kim employs the term borrowed from the French "mère", which becomes "Meer", which in High German means "sea" - I could go on, but you get the idea, and it's the whole Pierre Bourdieu, Gilles Deleuze, Michel Foucault, Jacques Derrida, Félix Guattari shebang (those guys also get namedropped).

The autofictional novel revolves around Kim, a non-binary person assigned male at birth who tries to find a place for themselves and dives into a writing project - the book we read - to write themselves into their own story, to gain agency, so pretty classic stuff. The book changes form and tone and openly attempts different strategies to reach its goal, and many of them don't work, which is the genius of the text: It constantly meanders and fails, and to highlight this is the very point. Kim, the narrator, is one of us hyper-aware, postmodern, theory-fed, ironic, meta-meta-meta people trying to find beauty and peace and salvation, and the novel doesn't point at pop literature and authors like Leif Randt, Didier Eribon, Christian Kracht (look out for the word Faserland) and Moritz von Uslar (the word "Deutschboden" is rather unusual in a novel, right? So see Deutschboden: Eine teilnehmende Beobachtung), a text that has a lot to say about masculinity) for nothing.

"Blutbuch" is full of explicit gay sex scenes, and we're talking unprotected penetrative sex with strangers as a way to connect with the world - or a sex addiction rooted in trauma, the novel lets the reader decide. The chapters that revolve around the female experience and classism tell the stories of the women in the family in historic research vignettes and interactions between Kim and their mother -almost the whole book is outwardly crafted as a letter to the grandmother who suffers from dementia, but it's an obvious conceit: This letter, containing abstract philosophical musings and detailed descriptions of sexual adventures, will obviously be sent to no grandma, especially not one who struggles to accept their grandkid's gender. Two historic female figures in the family, a woman who died as a child and after whom the grandmother, her sister, was named, and the grandmother's other sister who got pregnant as a teen and was subsequently institutionalized, are the main, moving, absent protagonists.

The historic vignettes illustrate female lives and destinies and how the patriarchy intersects with class; we learn about witches, mother roles, body negativity, dependency and empowerment, while from the 20th century until today, WW II lurks in the background. Kim de l'Horizon has written a highly ambitious, witty, smart text that is rightfully included on the longlist of the German Book Prize - interesting, innovative stuff, that lets the reader engage in the artistic concept and ideas, that works with references and language and emotion.
Profile Image for Anna Carina S..
551 reviews164 followers
January 28, 2023
Erkenntnis/Message des Buches:
"Gebt Eure Traumata nicht an Eure Kinder weiter" - redet über Eure Gefühle- ein "Buch der Angst", ohne "Klarheit oder Präzision", geschrieben von einer "überempfindlichen" Person.
Die " stehen für Aussagen, die Kim in dem Buch selber trifft.

Was denn für Traumata, welche Ängste? Irgendwie kann oder will sich keiner daran erinnern. Also "bedeutet Schreiben das Fehlende neu zu arrangieren".
Das Buch ist das Ringen, um diese Leerstellen.

Gerungen wird in Teil 1 und 2 aus Kindersicht: kindliche, naive Sprache. Banalitäten werden in poetischen Zucker gehüllt. Anspruchslos, langweilig, im Stile des wegberichtens.

Der Stil ist insgesamt nicht gelungen. Kim scheint sich an Wer hat meinen Vater umgebracht orientiert zu haben. Eine ähnliche Konstellation an Briefen, essayistischen Passagen und Memoiren. Edouard Louis wird neben Eribon auch als Vorbild im Buch erwähnt.
Dieses Wegberichten findet sich ua. in vielen Referenzen zu Autoren und Büchern, die Kim gelesen hat und deren Inhalt wiedergekäut werden. Insgesamt stört mich, dass viel Papier darauf verwendet wird, zu beschreiben, welche Lektüre besonders lohnenswert ist und wie das mit der genossenen Bildung zusammenhängt. Hier kommt die gleiche ekelhafte Arroganz der eigenen Klasse gegenüber hervor, die auch Louis ganz toll beherrscht. Sämtliche Theorien zum neuen Materialismus, Hexenverfolgung und Feminismus und weiteren Philosophen werden verrührt. Aber nicht in einem Plot verarbeitet, sondern in Form des berichthafen: der sagt das, da stand jenes. Ganz grauenvoll, die unansprechende Aufarbeitung der Forschungen zur Blutbuche. Da kann ich auch nen Fachartikel aus "Biologie heute" (keine Ahnung ob's die Zeitschrift gibt) lesen.

Teil 3 ließ mich zunächst entzückt aufatmen: "angestrengt popliteratisch", selbstironisch, aggressiv.
Leider gab's aus dieser Wundertüte nur ein paar Seiten zu lesen.
Der Versuch Jugendsprache einzusetzen, gelingt nur mäßig. Ein "Dude" kommt aus Rezos Mund irgendwie authentischer rüber. Sorry Kim.

Teil 4 zergeht in der Rekonstruktion der Familiengeschichte bis ins Jahr 13xx zurück. Lauter Stammbaumeinträge der Mutter, zur weiblichen Linie, die völlig überflüssig und unsinnig sind.
Stinklangweiliger und uninspirierter kann man nun wirklich nicht davon schreiben, dass es eigentlich um die Frau als Opfer der Geschichte geht, um Unterdrückung, Konformismus, Entbehrungen.

Der 5. Teil der Briefe, muss dafür herhalten zu erklären, was das Wirrwarr vorher zu bedeuten hatte.
Es gibt damit tatsächlich ein rundes Bild des Buches ab. Und das erkenne ich auch respektvoll an.
So collagenhaft das Ganze gearbeitet ist, mit Gedankensprüngen, Erinnerungsfetzen, ergibt es Sinn.
Sinn, wenn man daran glaubt, dass die Last der Traumata der Familie in Geisterform in den eigenen Körper fahren können und das Leben zur Bürde machen und man davon überzeugt ist, in der Vergangenheit rumzuwühlen zur Problemlösung beiträgt, als aktiv die Zukunft zu gestalten. Sinn, wenn man sich eine hoch empfindsame Person vorstellt, die als Kind ein Trauma erleidet, weil es feststellt, dass die Spielsachen ihre Magie verlieren. Hier kann man glaub ich auch gut die Referenz zu Die Stunde zwischen Frau und Gitarre ziehen.

Das Wasser zieht sich als bedeutungsschwerer Begriff durch das gesamte Buch. Virginia Woolf wird in diesem Zusammenhang als die Mutter der Erzählstimme genannt und der Glaube an übergeordnete Zusammenhänge.
" Ich selbst habe diese wasserhaftigkeit meiner Existenz immer gespürt. Ich bin eine Flüssigkeit, mein Körper schwingt. ich bin in ständiger tiefer Resonanz mit dir, mit der Vergangenheit, mit den Geistern, die du nicht begraben hast, mit den Gefühlen, die du nicht gelebt hast".


Teil 5 ist furchtbar pathetisch geschrieben. Das Essayistische weckt den Widerspruchspandabären in mir. Er greift den neuen Materialismus auf. Kim erwähnt den Körper-Geist Dualismus "ich war nie mein Körper".
Hierzu möchte ich Süßwasser empfehlen, das zwar mit einem ganz anderen Ansatz arbeitet, aber genau diese Thematik herausragend gut bearbeitet.

Die Genderfluidität wird tatsächlich nur als Nebenthema eingewoben. Hatte nicht den Eindruck, dass dies Seitens des Familientraumas eine Rolle spielte. Hier wurde mehr in Bezug auf die Interaktion mit männlichen Sextoys ein Blickwinkel aufgemacht und die Fluidität lediglich als erschwerendes Fragment im großen Traumatapuzzle hinzugefügt.

Fazit: Eine Form der Kunst, die mir in wenigen Sequenzen zugesagt hat, deren Gesamtbild ich zwar erkenne, die Umsetzung zur Themensetzung allerdings ehr missglückt finde.

Ich geh dann mal in Resonanz mit anderen Buchwelten....


Profile Image for Gabis Laberladen.
1,110 reviews
December 7, 2022
Darum geht’s:

Die Großmutter ist an Demenz erkrankt und die nichtbinäre Erzählfigur nimmt das zum Anlass, sich mit der eigenen Kindheit und den Frauenfiguren der Familie in der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

So fand ich’s:

Dieses Buch hat den Deutschen Buchpreis 2022 und den Schweizer Buchpreis 2022 gewonnen. Ich lese normalerweise keine buchpreisgeschmückten Bücher, aber ich wollte nicht stur an Prinzipien festhalten und das Thema Queerness und eine experimentelle, neue Art zu schreiben, haben mich hier tatsächlich angelockt.

Bekommen habe ich ein Buch ohne Handlung, dafür mit Schlangensätzen, die sich schon mal über eine ganze Seite ziehen können. Schweizerdeutsch, Englisch und Hochdeutsch in handfest und auch in verschwurbelt. Einen Tsunami aus Worten, der mehr als einmal über mir zusammenschlug, durch den ich mich durchkämpfen musste und dessen Schönheit wohl unter dem vielen beigemischten Schlamm und Schutt begraben wurde. Einen Text, der nach meinem Empfinden nicht mit der Poesie und den Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache spielt, sondern mit einem Baseballschläger darauf herumhaut. Der mich nicht unterhalten hat, sondern durch den ich mich durcharbeiten musste. Der mich Kraft gekostet hat und das nicht auf die gute Art. Der das, was er mir sagen wollte, zu gut versteckt hat – ich habe es nicht gefühlt und nicht erfahren, falls es etwas gab, das mich erreichen sollte.

Ich bin nicht dumm, aber ganz sicher nicht abgehoben und interpretationsfreudig genug, um Spaß an diesem Buch zu haben. Ich habe mich gefragt, für wen dieser Text geschrieben wurde. Für Monika Durchschnittsfrau? Bestimmt nicht. Für mich? Auch nicht, offensichtlich. Wen will das Buch erreichen? Die Berufskritiker und Buchpreisjurys sind begeistert, wie man flächendeckend liest. Wenn das das Ziel war: Glückwunsch. Ich sehe Bücher als Mittel, um jemand anderen teilhaben zu lassen, um zu kommunizieren. Dieses Buch hat sich viel Mühe gegeben. Mit mir kommuniziert hat es leider nicht.
Profile Image for Buchdoktor.
2,042 reviews156 followers
November 30, 2022
„Du musst dich entscheiden, ob du ein Mädchen oder ein Junge bist", hatten die Mitschüler zu Kim gesagt, als das Kind mit einer weiblichen Identität lebte und zu hören bekam, was ein Mädchen tut und besser lässt. Wer sich nicht entscheidet, über die Person entscheiden andere. Heute ist die erzählende Figur erwachsen und schreibt für die Großmutter, die Grossmeer, die wegen fortschreitender Demenz ihre Angehörigen selten erkennt. Ehe sie keinen Zugriff mehr auf ihre Erinnerungen haben wird, will Kim ihr von seiner fluiden Identität erzählen, was seine Mutter zu seiner Verärgerung nicht übernommen hat.

Die Familiengeschichte der Großmutter ist nicht unkompliziert. Sie selbst wird nach fünf Brüdern geboren, wie ihre verstorbene Schwester Rosmarie getauft und bleibt ihr Leben lang „die zweite“ Rosmarie. Über das Schicksal der jüngeren Schwester Irma wird in der Familie eisern geschwiegen. Kim, wegen Magersucht therapiert und von selbstverletzendem Verhalten noch nicht geheilt, dated zur Zeit Männer. Mit Rückblicken in die eigene Jugend, in der Kim den eigenen Körper als nicht zugehörig empfindet, verbindet die erzählende Person die Suche nach der weiblichen Linie des Stammbaums mit der gewaltigen 1919 gepflanzten Blutbuche, die Grosspeer, der Großvater, sich eigentlich nicht leisten konnte. Ein Parkbaum war damals Statussymbol des Bürgertums, vielmehr Hobby wohlhabender Männer, die über das Familien-Portemonnaie herrschten.

Kims Muttersprache, die Meersprache, ließ nur binäre Identitäten zu und ließ es attraktiv wirken, sich vom („es“) der Kindheit zum „er“ hochzudienen. Zum „sie“ konnten Kinder nicht aufsteigen, weil im Berndeutsch Mami, Großmami und Menschen mit weiblich gelesenem Vornamen lebenslang sächlich „das“ blieben. Grossmeers Pflegeheim dreht den Aufstieg wieder zurück, aus dem „du“ und „ich“ wird dort wieder „man“ oder „Bewohner“.

Kim erlebt, dass väterlicher und mütterlicher Zweig der Familie sich unterschiedlich erinnern und Erzähltes unterschiedlich gewichten. Die Frage liegt nahe, ob die „Seite“ besser erzählt, die sich lebendiger erinnert. Dass Kim zugleich den Grund für seine genderfluide Identität in Männer- und Frauenbildern seiner Vorfahren sucht, liegt ebenso nahe wie die Suche nach einer denkbaren Traumatisierung in der Kindheit. Heute fühlt sich die Erzählstimme der Generation zwischen Boomer und Generation Z zugehörig, den apolitischen Selbsterfüllern.

Stammbäume zeigen meist nur die männliche Linie. Zu Kims Verblüffung hat die Mutter, die als Frisörin arbeitet, das Schicksal ihrer Vorfahrinnen bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgt, deren Geschichten mühevoll in Schweizer Schriftsprache übertragen und Fachliteratur über Heilerinnen und Hexenverfolgung gelesen. - Ein Stoff, über den ich noch hunderte von Seiten lesen könnte.

Das letzte Kapitel verfasst Kim in Englisch, an Großmeer gerichtet, die den Text vermutlich nicht mehr aufnehmen kann. In dieser Familie über Identität frei zu schreiben, ist offenbar noch unmöglich. Neben der Erhebung Kims über die eigene Gesellschaftsschicht könnte die englischen Sprache hier unbefugte Leser*innen ausschließen. Ausgrenzung nichtintellektueller Spießer ließe sich auch in den Erzählton interpretieren, der das hippe Viertel beschreibt, in dem Kim einmal wohnte und wo „mensch“ natürlich Eribon und Erneaux las.

Einzelne Gendersternchen sollten niemand von der Lektüre dieses prallen, schillernden, hektischen, zerrissenen Romans abhalten; denn es geht darin außer um eine genderfluide Erzählerstimme u. a. um Familiengeschichten, das Erinnern, Dialekte und Jahrhunderte von Frauengeschichte.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Babywave.
245 reviews110 followers
October 8, 2023
Der Buchpreis 2022 ging an dieses Werk.

Ein Jahr später greife ich nun dazu und ich muss sagen, dass es teilweise ganz schön herausfordernd war.

Wir folgen in diesem autofiktionalen Text der Person Kim. Anlass zum Verfassen dieses Textes ist die beginnende Demenz seiner/ ihrer Großmutter.

Das Buch ist in 5 Teile gegliedert.

Zunächst beschreibt Kim im ersten und zweiten Teil Erinnerungen aus seiner/ihrer Kindheit. Wir erfahren von welch Ambivalenz das Verhältnis zu seiner/ihrer Mutter und Großmutter geprägt ist.

Im 3. Teil begleiten wir ihn/sie bei der Recherche zur Blutbuche, die innerhalb der Familie eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Die u.a. für die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur steht bzw. fließend ineinander über geht.

Im 4. Teil erfahren wir etwas über den weiblichen Stammbaum mütterlicherseits . Die Recherchen Kims eigener Mutter beginnen mit dem 14. Jahrhundert und enden in der Gegenwart. Wir erfahren, dass diese Familie viele starke, bemerkenswerte Frauen aufweist, von denen die meisten erschütternde Schicksale erleiden mussten.

Der 5. Teil ist in englischer Sprache verfasst und richtet sich direkt an seine/ ihre Großmutter. Eine Übersetzung befindet sich aber auch ganz am Ende des Buches.

Natürlich spielt die ganze Zeit über Kims Non- Binarität eine sehr wichtige Rolle.
Es geht ums Schweigen und ums Schreiben der nicht gesagten Worte. Es geht um Identität, Trauma und das Vererben von Traumata.
Es werden Rassismus und Klassizismus thematisiert und letzten Endes wird der Text versöhnlich mit der eigenen Familie bzw. Realität.

Wie bereits erwähnt, empfand ich das Lesen streckenweise als sehr anstrengend und oftmals konnte ich bestimmten Passagen nicht nachvollziehen.
Andererseits mochte ich diese formale Andersartigkeit des Textes.
Es gab Lyrik, Zitate und teilweise einen ganz eigenen Rhythmus innerhalb des Textes.

Manche Szenen waren mir zu abstrakt, manche zu plastisch.
Ich hätte Kim gerne näher kennengelernt. Hätte gerne mehr über das Leben als nonbinäre Person erfahren. Einige Einblicke konnte ich gewinnen. Andere blieben mir fremd oder gar fern. Hier wäre ich sehr gerne noch tiefer eingetaucht.

Wer generell viel liest und sich gerne herausfordern möchte und sich mal auf etwas Neues einlassen kann, dem/der ist dieser Text zu empfehlen.
Profile Image for Alexander Carmele.
305 reviews123 followers
July 17, 2024
Alter Wein in neuen Flaschen … Zeugnis einer literarischen Entsublimierung.

Ausführlicher, vielleicht begründeter auf kommunikativeslesen.com

Transliterarische Texte bewegen sich in einem eigenartigen und eigenwilligen Spektrum. Es schillern zwischen allen Zeilen und Sätzen avancierteste akademische Theorien in Verbindung mit einer surrealistischen Écriture Automatique, die keine Grenzen akzeptiert und auch keine Grenzen akzeptieren kann, denn es geht schlicht ums Ganze, um das Leben, den Körper, das Universum und den ganzen anderen Rest. Kim de l’Horizons Roman gibt sich alle Mühe, dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen. Schließlich gilt es dem Elend, der Zerstörung, den sozioökonomischen Zwängen ein freies, ungebremstes Schreiben entgegenzusetzen, ein Schreiben, das ohne Scham Authentizität zu beanspruchen vermag:

Liebe Oma, als ich Dina auf dem Bauch hatte und ihr die Haare streichelte, fiel mir wieder ein, wie sehr ich es hasste, von dir gehalten zu werden. Von deinen großen, rauen Arbeiterhänden. Deine Haut fühlte sich an wie eine einzige Wunde, die mit einer groben Kruste überzogen war, die nie verheilte. Deine Hand war immer irgendwo auf meinem Körper – auf meinem Arm, meinem Schenkel, meinem Bauch –, und sie bewegte sich. Immer, nervös, streichelnd.

Der zitierte Text steht als Übersetzung im Anhang des Romans. Die Passage selbst, im Fließtext, wurde auf Englisch verfasst, denn nur auf Englisch, die Sprache, die seine Gro��mutter und Mutter, die kaum des Hochdeutschen mächtig sind, nicht verstehen, vermag die Ich-Erzähler-Instanz seinen wahren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Insofern erklären sich die vielen Neologismen und englischen Lehnwörter im Rest des Romans. In diesem Sinne endet auch das Buch auf Englisch und nicht auf Berndeutsch oder Hochdeutsch und zwar aus einer Distanznahme seiner eigenen, ihn herabziehenden Herkunft gegenüber heraus. Sein Schreiben richtet sich gegen das Elend seiner Arbeiterabstammung, gegen die harte, lebenslange Arbeit seiner Großmutter und Mutter, die sich verdingen mussten, um das Überleben der Familie zu sichern:

Die Literatur ist – abgesehen davon, dass sie ein bürgerlicher Zweig der Kunst ist – eines der wenigen kapitalistischen Spiele, bei denen meine Überempfindlichkeit und meine Angst nützlich sind. Wer die sozioökonomischen Aspekte des Schreibens leugnet (so prekär sie auch sein mögen), wer sagt, dass es in der Literatur nur um den ästhetischen Ausdruck unsagbarer Abgründe geht, ist ein reiches Kind, das ich schlagen möchte. Was ich sagen will: Ich benutze dich, um aus der schlammigen Klasse herauszuschwimmen, in die ich hineingeboren wurde, um ans Ufer zu schwimmen. An ein Ufer.

Es ist schwierig, einem derart ehrlichen, entwaffnend offenherzigen und leutseligen Text noch als Literatur wahrzunehmen. Es stellt vor allem eine Dokumentation, eine Interjektion, ein Einspruch dar. Ein Individuum äußert sich. Es spricht von sich. Es erklärt und befreit sich auf seine ihm mögliche Art und Weise. Hierbei werden alle Hemmungen, Schamgrenzen, alle Höflichkeitsriten und Besonnenheiten über Bord geworfen. Körper, Gefühle, Ängste, Nöte, libidinöse Rituale, Exorzismen gehören zum Spektrum wie brutaler Exhibitionismus und Entblößung noch der privatesten Details und Familienangelegenheiten. Es gilt alles an die Öffentlichkeit zu bringen. Alles auszuposaunen, nicht mehr stillzuhalten, alles zu geben und von sich zu geben und niederzuschreiben, was bedrückt, einengt, was unterdrückt und niederhält. Das nimmt zum Teil sonderbare dadaistische Züge an:

Mach mich strong! Gib mir force!
(Irgendeine, nicht unbedingt die eine)
Hier auf meine Klaue dar. Ich bet dich an
Exorzier mir all die Stimmen aus, die mit meiner Stimme sprechen
Und mit meinem Fleisch begehren
Schliess die Blicke, die mit meinen Augen licken
Bitte gib mir eine andre Stimme
Zu bezaubern enchanten umsingen


Kim de l’Horizon verleiht sich selbst einen aristokratischen Anstrich. Der Roman steht in der Tradition der Dandy-Romane nach Joris-Karl Huysmans, dessen „Gegen den Strich“ aus dem Jahr 1884 Pate für viele Passagen steht. Auch die traumschreibenden, krakeelenden Surrealisten rundum André Breton führen teilweise die Feder, und nicht zu sprechen von Carl Einsteins Expressionismus in „Die Fabrikation der Fiktionen“, geschrieben in den 1930er Jahren. Die Verwandtschaft, die jedoch am meisten überrascht, wäre die mit Ernst Jüngers „Auf den Marmorklippen“ aus derselben Zeit, die ähnlich intensiv von Männerbegegnungen und -zerrüttung berichtet, nur kriegerisch und nicht wie bei de l‘Horizon sexuell. „Blutbuch“ trägt an seinem Erbe schwer. Es mischt die Formen und sucht einen Ausweg aus dem eklektizistischen Labyrinth, in das es sich selbst verortet und geworfen hat.

Am Ende läuft das Publikum Gefahr, ratlos zurückzubleiben, denn nicht jeder sieht in einem zerbrochenen und wieder zusammengeklebten Pissoir eine Hommage an Marcel Duchamp. Manche jedoch schon.
Profile Image for Filou.
29 reviews4 followers
Shelved as 'abgebrochen'
January 23, 2024
Als ´einzigartiger Befreiungsakt´ wird dieses Buch beworben. Eine Sprache für Körperlichkeit wird hier überhaupt erst gefunden, heißt es. Wie enttäuscht darf man denn dann sein, wenn sich herausstellt, dass der ´einzigartige Befreiungsakt´ lediglich darin besteht, dass Sätze produziert wurden. Mein Kind wird auch nur einen Lolli für den ersten Aufsatz bekommen, den es schreibt und nicht den deutschen Buchpreis. Jedes Schreiben ist ein Befreiungsakt und mündet zwangsläufig in einem Stil. Wenn ich über zwanzig Euro für einen Roman ausgebe, erwarte ich auch. dass da etwas drinnen steht. Wo ist also die Leistung? Der Verdacht entsteht, dass sie wirklich nur darin besteht, ´queer´ zu sein. Bevor irgendwas in die Richtung kommt, ich habe mich keine Sekunde über den Autor aufgeregt. Da wurde ein Buch geschrieben, das unglaublich prätentiös daher labert und stilistisch an ein furchtbar aufbereitetes Tagebuch erinnert, das plärrt und heult und mich ganz schnell verloren hat. Das ist nicht zum ersten Mal passiert und nicht zum letzten Mal und auch in Ordnung. Ich muss nichts fertig lesen, ich wollte nach drei Seiten abbrechen und hab es nach fünfzig getan. Als ich gelesen habe, dass sich die bahnbrechenden, sprachlichen Untersuchungen auf so etwas wie ´Mutter´ heißt in der Schweiz ´Meere´ und deshalb war meine Mutter immer ein Element, ein Ozean für mich, beschränken, habe ich mich echt verarscht gefühlt. Kurz darauf wird der ´Großmeere´ vorgeworfen, dass sie viel zu gerne die ins Schweizerdeutsche gebrachten französischen Ausdrücke benutzt. Das ist problematisch, weil Napoleon dies mit Gewalt in die Sprache gedrückt hat. Kurz darauf bekommt man eine kleine Excel-Tabelle mit sechs (!) französischen Ausdrücken, die die Oma benutzt zu lesen.
Ne, aufgeregt hat mich wirklich nur der Literaturbetrieb, der diesen Müll bis auf die Pole-Position gepusht hat. Hoffe wirklich auf eine Stimme, der das Buch gefallen hat und die mir erklären kann, was hier mein Problem war.
Profile Image for Veronika.
Author 1 book87 followers
Read
February 23, 2023
Uff... was für ein Buch.
Sternebewertung schwierig bis unmöglich.
Die ersten beiden Teile haben mich vollkommen geschafft und trotz der Sprache empfand ich es als zäh und Treibsand-ähnlich. Für die ersten beiden Teile habe ich, idk, vier Wochen gebraucht? Aber dann Teil 3 und 4 und 5 habe ich in zwei Tagen gelesen, Teil 4&5 sogar an einem Abend.
Die Spuren der Ahninnen und die Biographien, die Kims Mutter zusammengestellt hat waren mit Abstand der beste Teil des ganzen Buches. DAS WAR einfach großartig. 5000 Sterne dafür. Auch wie Kim die Frauen der Vergangenheit wieder auferstehen lässt und sich mit ihnen verbunden fühlt und wie viele Fragen dadurch beantwortet und wie viele neu gestellt werden... Phantastisch. Das Intergenerationale Trauma des Schweigens und nicht Sagens. Beklemmend, aber großartig.
Sprachlich eine Tour de Force auf Deutsch, Schweizerdeutsch, Denglich und Englisch. Auch das völlig einzigartig.
Im Endeffekt muss ich es sacken lassen.
Ein definitiv ungewöhnliches, einzigartiges Buch mit sehr vielen Längen in der ersten Hälfte und unfassbaren Schätzen in der zweiten.
Profile Image for Morten.
12 reviews8 followers
November 25, 2022
Ich hätte es gerne gemocht, allein wegen dem ganzen Bullshit nach der Verleihung des Buchpreises, aber herrje, das war mir echt zu anstrengend. Mehr Kunst als Roman, aber leider nicht meine.
Profile Image for Marieli.
38 reviews
October 23, 2022
Zuerst einmal habe ich noch nie so einen Roman, wie diesen, gelesen.
Deswegen ist die Bewertung von drei Sternen auch irgendwie irrelevant. Für mich besteht dieses Roman aus fast drei bzw vier verschiedenen Romanen, manche davon würde ich mit 2 Sternen bewerten, manche aber mit 4 oder mehr.
Es ist schwer in Worte zu fassen, woran ich es genau fest mache. Vor allem in den ersten beiden Kapiteln habe ich keinen wirklichen Lesefluss herstellen können, was nervig war. Ab dem 3. Kapitel wird dies zumindest besser und es ist ein komplett neuer Schreibstil, inhaltlich fand ich das 4. Kapitel sehr langatmig und das letzte Kapitel besonders gelungen und gut, weil es irgendwie geschafft hat die anderen Teile auf eine Art miteinander zu verbinden und den autofiktiven Anteil zu besprechen und zu erläutern.
Der Buchpreis wurde in diesem Sinne sicher zurecht aufgrund des Stils und des Themas der Sprachlosigkeit in der Sprache vergeben.
94 reviews
July 23, 2024
Keine Ahnung, was genau das hier jetzt war und ob es irgendwo hingeführt hat. Wer eine gut erzählte Geschichte erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht. Es ist eher eine Kiste voll mit Zetteln, die irgendwie miteinander verbunden sind, manchmal nur sehr lose. Und manche dieser Zettel sind ehrlich rührend, manche sind vielleicht nur da, um den Literaturbetrieb zu beeindrucken. Die besten Zettel waren auf jeden Fall die stringenteren, die ein bisschen was wie eine Geschichte erzählt haben - wer hätte das gedacht?

Wahrscheinlich hat Kim hier einfach zu viele Themen gleichzeitig angeschnitten, die dann ungenutzt, unaufgelöst herumliegen.
Salman Rushdie meinte einmal in einem Interview, dass er zwei Extreme von Büchern sehe: Das Fast-Gar-Nichts-Buch, das sich auf eine Sache wie ein Laser fokussiert, und das Alles-Buch, das versucht, einen ganzen Kosmos einzufangen. Das sind meist dicke Schinken. Rushdie selbst sei daran interessiert, Alles-Bücher zu schreiben.
Blutbuch scheint mir ein Alles-Buch mit der Länge eines Fast-Gar-Nichts-Buchs sein zu wollen, mit dem Ergebnis, dass es keine der Vorteile beider Extreme erntet. Die Themen, die eigentlich viele Seiten Luft zum Atmen benötigen, werden so schnell wieder verworfen, wie sie aufgetaucht sind. Das Mosaik findet kaum zusammen. Eigentlich haben wir hier eine Sammlung von verschiedenen Romanideen, die kaum ausgearbeitet sind. Die vermeintliche Komplexität riecht oft nach reiner Willkür.
Am Ende angekommen setzt sich das Mosaik zu einem zerfaserten, unscharfen Gesamtbild zusammen. Und die Frage ist doch: Will man damit zufrieden sein? Findet man Passagen in Ordnung, in denen Aussagen von Philosophen und Schriftstellern zusammengefasst werden? Findet man Autofiktion cool oder lahm? Hat man dieses Kunstempfinden, das einem vielleicht bewusst gescheiterten Roman einiges abgewinnen kann?

Oft wirkten die aneinander gereihten Anekdoten beliebig, ohne sinnigen Aufbau. Oft wünschte ich mir, das Buch würde sich auf die übergriffigen Sexdates oder auf die Oma oder die Mutter oder die Hexen konzentrieren. Aber nein, nach eigener Aussage im Buch interessiert sich Kim nicht für die Geschichten der Figuren, sondern für ihre Gefühle. Nur gerade dabei hätte eine Geschichte doch vielleicht geholfen?
Profile Image for Leselissi.
388 reviews60 followers
October 30, 2022
Sich ausleeren.
Die Leere füllen.
Sich auffüllen.
Sich aufschreiben.
Sich umschreiben und sich um-schreiben.
Einen Körper mit Sprache erschreiben.
Ein Buchkörper.
Ein Buchenkörper.
Die Blutbuche.
Ein Blutbuch.

Lies es!
Aber nur, wenn du bereit bist, offen dafür. Denn der Inhalt ist flüssig und reißend. Mitreißend.
Du darfst nicht versteinert sein, ansonsten sprengt dich das reißende Wasser, und das wird dir nicht gefallen.

.

Es ist wichtig und richtig, dass Kim de l'Horizon den Deutschen Buchpreis erhalten hat.
Sagt nicht, das sei einfach nur ein Trend unserer Zeit.
Nein!
Es ist ein Zeichen unserer Zeit.
Ein Zeichen dafür, dass wir endlich angefangen haben, die Geschichten unerer queeren Mitmenschen zu hören und beginnen sie als Teil unserer großen Menschheitsgeschichte anzuerkennen.

Deswegen: Lest das Blutbuch. Und erzählt euer eigenes.
Profile Image for Rebel Pady.
112 reviews11 followers
October 25, 2023
... Wo soll man hier anfangen? Meine psychologische Neugier trieb mich dazu diesen Edelkitsch aus einem Buchschrank zu nehmen, mich so lange durchzuquälen bis ich mir ein Urteil erlauben darf und es in die nächste Mülltonne zu werfen, damit weiterer geistiger Schaden vermieden wird.

Dieser Auschuss einer geistigen Krankheit war viel schlimmer als ich es auch nur zu träumen wagte. Herr Kim wird als großer Lyrik- und Prosastar gefeiert, ja sogar als Poet beschrieben... Man staunt wie niedrig, wie abstoßend die moderne "Literatur" verfallen ist. Herr Kim beherrscht weder Lyrik, noch Prosa. Dieser Schund beinhaltet eine Ansammlung von Sätzen, willkürlich und dermaßen lächerlich aneinander gereiht, gänzlich bar jeder Melodie, Ästhetik, Würde oder Reim. Kein Ebenmaß, keinen Sinn für Vers oder Punkt/Komma Stellung, nur wild dahin geworfene Sätze, die sich jeden wirklichen Inhalts entbehren und stattdessen eine verirrte Seele, einen erkrankten Geist offenbaren, der um's Verrecken tief erscheinen will und doch pöbelhaft, ja amateurhaft wie ein Kind, abstoßende Gedanken niederkritzelt, die den erstaunlich hohen Grad der Degenerszenz offenlegt.

Ich wusste zuweilen nicht, wie mir geschieht, aber nicht im positiven Sinne. Es vergehen keine drei Seiten, da beschreibt das Bürschchen folgende Begebenheit: "...ich suche die Tankstellen und Fussballplätze ab, ich tigere vor den Gyms auf und ab, die Grindr-App ist meine bleiche Fackel in der Nacht der Agglomeration, sie weist mir den Weg zu den Männern, die ich suche, die ich brauche, die ich mich brauchen lasse, von denen ich mir hinter dem Fahrradhäuschen den Rock hochschieben lasse und die ich sich in mich hineinschieben lasse, schnell und gefühllos, ich habe ja genug Gefühle, ich brauche nicht noch mehr davon, ich brauche endlich mal einen harten CUT von ihnen. Ich verschwestere mich mit dem rostigen Gitter des Vorort-Gym, an dem ich mich festkralle, beim nächsten Mal verschwestere ich mich mit dem Geländer des ausgestorbenen Tribünenaufgangs..." 🤦

Da ist man sprachlos, nicht wahr? Ich bin wohl der letzte Mensch auf der Welt der bei solchen Sätzen, jetzt nicht bloß wegen der groben, sexuellen Handlung, sondern vor allen Dingen wegen der vielen grammatikalischen Fehler, Ekel empfindet und der glaubt, dass sexuelle Details, ob nun homo- oder heterosexuelle, eine Privatsache bleiben sollten. Unzeitgemäß wie ich bin, konnte ich nicht umhin, sowas neben den größten Poeten und Lyrikern der Geschichte zu stellen und festzustellen, wie verfault die moderne Zeit ist. Ich kenne eine Frau die in der Lage ist, solch hohe poetische und wirklich tiefgründige Verse zu schreiben, von wirklich hoher literarischer Qualität bei denen Hirnwindungen äußerst angenehm stimuliert werden, die aber nie ein Buch veröffentlichten kann. Und so ein Elend hier aus der Feder eines Geisteskranken findet Verlag und Absatz...

Es gibt so vieles was man hier anmerken könnte, aber mir fehlen schlichtweg die Worte. Die wenigen Figuren im Roman entspringen offensichtlich dem Leben des Autors und sollen Intoleranz und Ignoranz gegenüber gewissen Themen symbolisieren, damit in Zukunft auch ja jeder Verständnis und Toleranz gegenüber jeder Form von Entartung hat. Non-Binäre Torheit soll jeder Kritik enthoben werden, ganz so, als ob sie keine Menschen seien und jeder der doch Kritik wagt, muss mit entsprechend eingepaukten Kampfbegriffen scharf verurteilt werden.

Herr Kim beschreibt auch wie gern er sich den Körper rasiert, wie sehr sein Körper dagegen rebelliert und ihn aus rein biologischen Gründen bittet, diesen Unsinn sein zu lassen, aber nein. Dann bejammert er seine Kindheit und schiebt die Schuld seines Unwohlseins nicht etwa auf seine psychische Erkrankung, sondern naturgemäß auf seine nächste Umwelt, die nun mal kein Verständnis dafür hat, dass ein Mann sich einen analen "Cut" vor einem "Gym" geben läßt und mit Freude dann erzählen kann, wie wohltuend es ist, den Samen daraus triefen zu lassen... Eine Frau die sowas schreibt ist ganz schnell als "Flittchen" gebrandmarkt, aber wenn ein Mann der einen Rock trägt das tut und sich schminkt, ist das nun mal seine Art und Freiheit sich auszudrücken.

Dann wirft Herr Kim auch einige kritische und klassenkämpferische Sätze gegen die Schweiz ins Feld, führt Napoleons Krieg vor, um einen Anschein von historischem Wissen zu vermitteln. Man erkennt die linke Politik und die entsprechende LGBTQ Propaganda wird hier natürlich in großem Stil betrieben. Ich verabscheue Identitätspolitik und Ideologien aller Art, da sowohl das Rechte wie das Linke dermaßen dekadent und verrottet ist, dass einem nur speiübel werden kann, und so konnte ich meinen Brechreiz auch beim Lesen dieses Elends nicht unterdrücken.

Gleichermaßen wirft der Kritzler hier und da englische Ausdrücke zwischen den deutschen Sätzen, wofür man jeden, der die Sprachen so verkrüppelt, mit einem Eichenknüppel ordentlich durchklopfen sollte. Dieser geradezu törichte, moderne Trend zeugt von gigantischem Verfall jeder Art von Sprachgewalt und literarischer Kunst. Hier wird viel mit Wasser, oder vielleicht sogar Samen, gekocht, alles für den Schein und weichköpfige Unterhaltung.
Profile Image for Christina .
287 reviews34 followers
October 13, 2023
Hier handelt es sich wahrhaftig um das außergewöhnlichste Buch, dass ich je gelesen habe. Eine Mischung aus Familienroman mit Geheimnisssuche, botanischem Sachbuch, esotersicher Fantasy, Erfahrungsbericht zur Selbstfindung und pornografischen Kurzgeschichten.
Ich fand es gleichermaßen irritierend, wie faszinierend, am Anfang musste ich mich schon sehr durchquälen. Trotz der vielen verschiedenen Ansätze hat Kim de L'Horizon es geschafft, am Ende alles wunderbar abzurunden und zu verknüpfen und mich doch noch sehr zu begeistern.
Ich finde es tatsächlich sehr gelungen.
Profile Image for Katja.
38 reviews
August 4, 2022
Dieses Buch zieht dich in seinen Bann. Bei mir war es jedenfalls so. Bei den ersten Seiten habe ich noch - leicht verstört - die Stirn gerunzelt und dann war es auf einmal wie eine Droge. Unendliche Tiefen, die sich da auftun!
Eine absolute Empfehlung. Man muss sich auf dieses Buch einlassen können!
Profile Image for Jodi.
1,996 reviews38 followers
January 11, 2023
Nachdem ich das Buch beendet hatte, begann ich hier eine meiner typischen Rezensionen zu schreiben; wohlwissend, dass dies hier kein typisches Buch ist. Auch für mich persönlich nicht.

Nachdem ich später noch einmal durch den Text durchgegangen war und mit meiner Frau über bestimmte Passagen gesprochen hatte. Nachdem ich wieder den Tränen nahe war, nachdem ich immer wieder Stellen aus dem Buch rezitierte -

da wusste ich -

es geht nicht. Ich kann über dieses Werk keine 0815-Rezension raushauen wie über alle anderen Bücher. Auch diese Sternebewertung gebe ich nur, um dem Bewertungssystem gerecht zu werden.

Für mich befindet sich dieses Werk ausserhalb jeglicher Bewertungs- und Beurteilungsnorm.

Wenn ein Mensch die Worte findet und niederschreibt, die einem selbst fehlen, die mensch selbst nicht finden kann; die dann aber plötzlich vor einem stehen, direkt in die Seele blicken - dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl.

Ich weiss nicht, wie Menschen, die nie an ihrer Körperlichkeit, an ihrem Selbst gezweifelt haben, dieses Buch lesen. Verstehen. Oder eben nicht. Wenn mensch sich aber wie Kim in unserer Gesellschaft manchmal verloren, falsch, anders fühlt, dann versteht mensch.

Dann ist das hier ein ganz besonderes Buch.
Profile Image for Sarah Ricarda.
294 reviews72 followers
December 30, 2022
Sie ist Zuflucht, Metamorphose, Objekt des Grauens, Verwurzelung: Die Blutbuche im Garten der Großmutter. Die nonbinäre Erzählfigur in Kim de l'Horizons autofiktionalem Roman "Blutbuch" findet als Kind Trost bei ihr, als Erwachsene ergründet sie die Geschichte des Baumes.
Eine Geschichte, die sehr eng an die eigene Familiengeschichte geknüpft ist. An die Großmutter mit dem großen Mund und den groben Händen. An die Mutter mit den kalten Händen und durchaus auch kaltem Blick. An den Urgroßvater, der für jedes seiner Kinder einen Baum pflanzen ließ - und einen wieder fällt, als die entsprechende Tochter wegen unehelicher Schwangerschaft weggesperrt wird.
Auch diesen Geschichten geht Kim de l'Horizon in seinem Buch auf den Grund. Geschichten von Frauen, die sich nicht verhalten haben, wie es von ihrem Geschlecht erwartet wurde und deswegen Schmerz erfahren haben - darunter auch die Großmutter und Mutter.
Wie sich dieser Schmerz, dieses transgenerationale Trauma auf die Erzählfigur auswirkt, wie es ihre Identitätsfindung und die Sehnsucht nach Verankerung beeinflusst, verdeutlicht Kim de l'Horizon sprachgewaltig und berührend.
Immer wieder sucht die Erzählfigur dabei den richtigen Ton, die geeignete Sprache um all ihr Innenleben ausdrücken zu können. Das Ergebnis ist ein wilder Mix aus märchenhaft-poetischen, wissenschaftlich-sachlichen und vulgär-poplitetarischen Textpassagen, die sich auch immer wieder mit Sprache in Bezug auf Geschlecht auseinandersetzen.
"Blutbuch" ist ein Feuerwerk an Gedanken und Einfällen, das sich in mein Herz gebohrt hat und wahrscheinlich - trotz einiger abstriche - noch lange nachhallen wird.
Profile Image for Introverticheart.
252 reviews206 followers
July 22, 2024
Wszystko w tej autofikcyjnej powieści dzieje się na metapoziomie, bardzo łatwo jest się pogubić, potknąć o ''korzenie'' tej nielinearnej narracji, co akurat jest wspaniałe.
Dawno nie czytałem czegoś tak trudnego do określenia, gdzie rdzeniem powieści są poszukiwania osoby narratorskiej i przestrzeń niebinarna.
Wspaniały jest ten zlepek przenikających się treści symbolicznych, przemilczanych historii rodzinnych, języka i ciała, przebudzenia seksualnego i szczególnie tytułowego drzewa.
Warto zadać sobie trud, by móc docenić tę brawurową powieść, która momentami przypominać może jazdę rollercoasterem.
Profile Image for Nadja.
1,736 reviews78 followers
Shelved as 'dnf-partly-read'
October 22, 2023
Ich habe das Buch seit einem halben Monat nicht mehr gelesen und nicht einmal Lust verspürt, es noch einmal in die Hand zu nehmen. Da es jetzt sowieso zurück in die Bibliothek muss, heisst es mal adieu. Ich fand die ersten 126 Seiten nicht wirklich berauschend, sondern vielmehr anstrengend. Deshalb weiss ich noch nicht, ob ich mir das Buch noch einmal zu Gemüte führe. Ich hatte mir das Buch anders vorgestellt.

September 4, 2023 – page 67
19.94%
September 11, 2023 – page 126
37.5%
Profile Image for Mina.
189 reviews20 followers
April 8, 2023
Das erzählende Ich unternimmt im Gewinnerroman des Deutschen Buchpreises “Blutbuch” den Versuch, schreibend seinem weiblichen Familienzweig nachzuspüren und sich selbst darin zu verorten. Kim de l’Horizon schreibt autofiktional aus Sicht eines Menschen, der sich keinem Geschlecht eindeutig zugehörig fühlt. Dabei sind dessen Mutter (“Meer”) und Großmutter (“Grossmeer”) sowie zwei Leerstellen im weiblichen Familienstammbaum die Pfeiler, um die sich die spiralförmige Annäherung der Erzählfigur kreist. Adressiert wird vornehmlich die Grossmeer, die an Demenz erkrankt ist und droht, ihr Gedächtnis bald vollständig zu verlieren.

Der Roman hat fünf, im Ton sehr unterschiedliche Teile, von denen die ersten zwei sich vor allem auf die Kindheit und das Heranwachsen im Berner Vorort Ostermundigen konzentrieren. Die kindliche Perspektive wird mit mystisch und fabelhaft aufgeladenen Geschehnissen unterstrichen, während der Ton im dritten Teil aufgrund der gegenwärtigen, erwachsenen Perspektive der Erzählfigur zu heutiger woker, mit Anglizismen durchtränkter, politisierender Sprache wechselt.

Kim de l’Horizon mäandert gefühlt ohne Ziel, wechselt von expliziten Sexszenen über zu sachlich recherchierten Berichten über die Blutbuche. Überhaupt die Blutbuche: Der Baum im Garten der Großmeer, der für das Kind Schutz und Zuflucht symbolisierte. Überall wird nach Anhaltspunkten gesucht, die irgendwie weiterbringen, irgendwie Aufschluss geben über… ja, was denn überhaupt? Kim de l’Horizon macht keinen Hehl aus seinen Struggles, diesen Text zu schreiben und webt sie als erzählerisches Mittel ein. Mehrmals wird zurückgerudert, mehrmals wird auf einer Metaebene von der Arbeit am Text erzählt.

Dann Teil vier, der wiederum anders ist, und uns doch weiter in die Familiengeschichte tauchen lässt, als wir es zu hoffen gewagt hatten. Und zuletzt ein (englischer) Brief an die Großmutter, die zeitlebens nicht einmal das Schriftdeutsch beherrschte.

Kim de l’Horizon versucht hier sehr viel und einiges empfand ich als gelungen. Verschiedene Motive und Bilder blieben hängen, das beinahe blinde Tasten und stückchenweise Vorankommen im Entdecken und Aufarbeiten der eigenen Essenz, in der unweigerlich die gesamte Familiengeschichte verkörpert und vereint ist. Nur manchmal für mein Empfinden zu viel, zu ziellos, zu inkohärent. Im Gesamteindruck doch großartig und begeisternd.
Profile Image for Armin Klica.
111 reviews16 followers
July 11, 2023
abgebrochen.

Das Buch mag viele interessante Passagen haben, und - aus einer Laien-Sicht - sehr poetisch! Kim kann sehr gut schreiben.
Ich denke aber, dass die Form ‘Roman’ unpassend gewählt wurde. Vielleicht hätte es als Essay oder Erzählungen mehr Chancen gehabt.

Im Roman gibt es idR immer eine Charakterentwicklung und idR ab Seite 50 (spätestens) gibt es ein Hoch im Buch. Irgendwie fehlte mir dieser Spannungsbogen.

Aus literarischer Sicht kann ich das nicht berurteilen, dafür habe ich zu wenig bis gar keine Ahnung. Deswegen mag ich eigentlich das Buch nicht bewerten, denn es ist ein sehr persönliches Buch!

Ich habe es als Hörbuch versucht zu hören und Kim spricht das Buch sehr sehr schön ein! Leider hat es nicht gereicht weiter als Seite 81 zu kommen.

Sprache: poetisch !
Form: Roman unpassend
Charakterentwicklung: nicht dabei (bzw. ich habe es nicht gerafft)
Profile Image for Nandalicios.
101 reviews8 followers
October 29, 2022
Meiner Meinung nach wurde hier einfach zu viel Traumadumping betrieben. Es ist werden wichtige Thema behandelt, aber es wiederholt sich zu sehr und zu viel nebensächliches wird rein genommen, wo man sich am Ende fragt, was das denn mit dem großen Ganzen zu tun hat. Ich frage mich, ob der Hype alleine daher kommt, dass es sich mit grundsätzlich mit Queerness befasst, nicht weil es ein tolles Buch ist. Was ich wiederum schade fände.
Profile Image for Nati.
224 reviews80 followers
July 19, 2024
Totalnie minęłam się z tą książką. Tłumaczenie prawie 40 stron przez czat GPT? Nie czaję, sory
Profile Image for Conny.
517 reviews81 followers
October 17, 2022
Aufgewachsen im Berner Vorort Ostermundigen, ist die Erzählfigur dem starren Korsett des Herkunftsorts entflohen und lebt mittlerweile in Zürich. Hier kann sie ihre nonbinäre Identität und die eigene Sexualität ausleben. Doch als die Grossmutter an Demenz erkrankt, beginnt sie, die Vergangenheit zu hinterfragen – es ist die vielleicht letzte Möglichkeit, das Schweigen der Mütter zu durchbrechen. Ein fordernder autofiktionaler Text voll sprachlicher Experimentierfreude.
103 reviews2 followers
March 26, 2023
Dieses Buch ist entweder wirklich edgy und literarisch und zu schlau für mich oder halt doch nur die fragmentarischen Tagebuchaufzeichnungen einer 26jährigen sehr horny Person getarnt als Kunst. Aber auch wenn letzteres stimmt, ist es ja schon fast auch eine Kunst, dass dann als Kunst erscheinen zu lassen, um hier mal genauso meta zu werden wie der Text.
Es geht um generationenübergreifende Traumata, Geschlechteridentität, Feminismus und Gewalt und noch einiges mehr, zu viel fast für ein einziges Buch. Außerdem geht es sehr viel um Schwänze und Sex zwischen Menschen mit Schwänzen. Auch zu viel, zumindest für meinen Geschmack. Vielleicht deshalb drei Sterne: Einerseits fand ich alles an dem Buch drüber, zu viel Sex, zu viel pseudoakademische Rhetorik, zu viel Meta, zu viele Themen, ein Erklärungs- und Deutungsversuch von allem in 300 Seiten, in denen es vordergründig um Bäume und Penisse und Stricken geht. Andererseits war es aber auch faszinierend und ein bisschen wie der sprichwörtliche Autounfall, wo man nicht weggucken kann. Und wo man sich beim Anblick des um den Baum gewickelten Kleinwagens denkt: "Mensch...musste auch erstmal hinkriegen, sowas."
Profile Image for Jola (czytanienaplatanie).
775 reviews30 followers
March 7, 2024
Kandydatka do moich najlepszych książek tego roku? Macie ją przed sobą. Trudno mi o niej pisać, gdy od kilku godzin nie słabną bombardujące chaotycznie myśli, które nie pozwalają uciszyć szalejącej wewnątrz burzy.

Zgadzam się z tłumaczką, Elżbietą Kalinowską, że to tekst, który „wali na odlew” odwagą, intymnością i bolesną szczerością. To tak intensywna podróż w głąb autofikcyjnej historii Kim de L’Horizon, spowita metaforycznymi odniesieniami do natury i poszukiwania własnej tożsamości, że nie sposób wyjść z niej niepoturbowanym. I nie sposób napisać zwykłej, uporządkowanej recenzji.

Książka prowokuje do refleksji nad kwestiami tożsamości płciowej, dziedzictwa rodowego i sposobów wyrażania siebie. Osoba autorska czyni metaforyczne poszukiwania drzewa krwi, symbolizującego związek z przodkami i rodzinne korzenie, punktem wyjścia do zgłębienia własnej tożsamości. W próbie znalezienia odpowiedzi na pytania o swoje pochodzenie odkrywa tajemnice i historie w szczególności kobiecej linii rodu.

Osoby nieheteronormatywne czy niebinarne z pewnością znajdą w tekście wiele z własnych doświadczeń i emocji, a dla pozostałych może być próbą zrozumienia, jak to jest urodzić się w obcym ciele, które budzi strach zamiast akceptacji, jak to jest, gdy ograniczony barierami język okazuje się zbyt ubogi, by wyrazić siebie.

Ale wbrew pozorom nie kwestie płci wysuwają się tu na pierwszy plan, a pogmatwane relacje z babką i matką, rodzinne historie spowite tajemnicą i wspomnienia z dzieciństwa, również te zepchnięte w niepamięć, kładące się cieniem i kształtujące osobowość w okresie dojrzewania. Tak wiele dowiadujemy się też o dawnej i współczesnej Szwajcarii, której konserwatyzm i brak tolerancji uderza w kobiety i różnorakie mniejszości.

Nie jest to książka, którą czyta się łatwo. Może stanowić wyzwanie zarówno przez brak wyraźnie zarysowanej fabuły, dużą swobodę językową, jak i złożoność treści. Jej dosadność momentami szokuje, ale też zaskakuje trafnością spostrzeżeń i nazywania emocji.

"...nie umiem mówić o rzeczach, które są dla mnie naprawdę ważne, piszę, bo dopóki piszę, wprawdzie nie mówię, ale też nie milczę."

To książka, o której nie można milczeć i dlatego piszę, choć nie umiem ująć w słowa tego, jak wielkim przeżyciem była dla mnie jej lektura zarówno na płaszczyźnie literackiej jak i emocjonalnej.
Profile Image for Lisa.
26 reviews7 followers
Shelved as 'abgebrochen'
October 30, 2023
Abgebrochen, vielleicht ist der Falsche Zeitpunkt für mich gerade.
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