Anthem im Test: Zu viele Fehler für zu wenig Inhalt
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Mit Anthem verlassen die Rollenspiel-Spezialisten von Bioware endgültig ihr vertrauetes Terrain und machen sich auf zu neuen Genre-Ufern. Wir haben den Loot-Shooter in den vergangenen Wochen ausgiebig gespielt und klären nun im umfangreichen Test: Bringt der Titel frischen Wind in die Segel des kanadischen Studios oder droht eher ein Schiffbruch mit Ansage?
Anthem im Test: Shops für Schönlinge
In diesem Artikel
- Seite 1 Anthem im Test: Unausgegoren. Unkreativ. Unterhaltsam?
- 1.1Anthem im Test: Ein vielversprechender Beginn
- 1.2Anthem im Test: Tolle Charaktere füllen erzählerische Leere
- 1.3Anthem im Test: Ein Land zwischen gestern und morgen
- 1.4Anthem im Test: Die Illusion von spielerischem Tiefgang
- 1.5Anthem im Test: Schöne Spielwelt, schlecht genutzt
- 1.6Anthem im Test: Ladezeiten und Orientierungsprobleme
- 1.7Anthem im Test: Fliegen wie Iron Man
- Seite 2 Anthem im Test: Zu viele Fehler für zu wenig Inhalt
- Seite 3 Bildergalerie zu "Anthem im Test: Unausgegoren. Unkreativ. Unterhaltsam?"
Außerdem ist es im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern wie Destiny 2 oder Tom Clancy's The Division nicht möglich, Zubehör für Ingame-Währung kaufen. Stattdessen seid ihr bei der Verbesserung eures Charakters und dessen Ausrüstung voll und ganz auf eure Beute angewiesen. Unglücklicherweise fällt diese nicht immer sonderlich berauschend aus. Teilweise kann es auch sein, dass ihr Gegenstände erhaltet, die weder zu eurem Level noch zu eurem Spielstil passen. Immerhin: Gefundener Loot lässt sich auch in seine Einzelteile zerlegen und zusammen mit anderen Materialen, die ihr in der Spielwelt findet oder beim Händler kauft, zu neuem Equipment verarbeiten. Da ihr die nötigen Baupläne allerdings auch erst freispielen müsst, kann es schon mal eine Weile dauern, bis ihr eure ideale Item-Kombination zusammengestellt habt.
Noch einmal zusätzliche Zeit könnt ihr in die Optik eures Javelins investieren. Ihr dürft eurem Anzug etwa Sticker hinzufügen oder die Farben der einzelnen Teile ändern. Wer sich von der Masse abheben möchte, für den lohnt sich zudem ein Abstecher in den Ingame-Shop. Dort bekommt ihr für verdiente Münzen oder für Echtgeld neue Rüstungen, die allerdings keine spielerischen Vorteile mit sich bringen. Alle Mikrotransaktionen in Anthem sind also rein kosmetischer Natur.
Quelle: PC Games
Im Shop könnt ihr neue Outfits für euren Freelancer kaufen - entweder für Ingame-Währung oder für Echtgeld.
Anthem im Test: Seichtes aber spaßiges Gameplay
Seid ihr schließlich irgendwann mit Ausstattung und Aussehen zufrieden, könnt ihr euch endlich ins Getümmel stürzen - wahlweise alleine, mit Freunden oder fremden Mitspielern, die ihr über den Social-Hub, die Startrampe, finden könnt. Zur Auswahl stehen euch diverse Story-Missionen, Nebenquests und die sogenannten Festungen mit besonders fordernden Gegnern und entsprechend guter Belohnung. Ablauf und Design der einzelnen Aufträge unterscheiden sich allerdings nur marginal: Es gilt, entweder einen Missionsgegenstand zu bergen, einen Punkt zu verteidigen oder alle Gegner in einem bestimmten Bereich zu eliminieren. Die einzige (aber leider weniger gelungene) Ausnahme bildet eine Grind-Mission in der Mitte des Spiels, die euch zwingt 15 teils stupide Herausforderungen abzuschließen.
Quelle: PC Games
Jeder Freelancer verfügt über diverse Angriffe und Fähigkeiten, die ihr im Team gut aufeinander abstimmen müsst.
Trotz dieses Mangels an Abwechslung gestaltet sich Anthem aber dennoch überraschend spaßig. Die actiongeladenen Feuergefechte machen dank der präzisen Steuerung und wuchtigen Kombos ordentlich Laune. Das bombastische Effekt-Gewitter auf dem Bildschirm sorgt für zusätzliche Stimmung. Auch, wenn man vor lauter Blitzen, Flammen und Explosionen manchmal etwas den Überblick verliert.
Anthem im Test: Hier wird Teamplay kleingeschrieben
Quelle: PC Games
Hier und da stellt euch Anthem auch einmal vor kleinere Rätsel. Tipps zu deren Lösung sind meist in der direkten Umgebung versteckt.
Ja, Biowares Loot-Shooter ist nicht immer unbedingt taktisch geprägt. Gerade in den frühen Missionen herrscht mehr wildes Geballer als kooperatives Vorgehen. Obwohl errungene Erfahrungspunkte innerhalb der Gruppe geteilt werden, versuchen Spieler nämlich gern krampfhaft, am meisten Gegner zu töten, als erstes den Quest-Gegenstand einzusammeln oder am schnellsten am Zielort anzukommen. Dieser kompetitive Charakter hat oftmals den negativen Nebeneffekt, dass ihr automatisch ins Missionsgebiet teleportiert werdet, wenn ihr euch versehentlich zu weit von euren Kameraden entfernt. Das zieht dann wiederum eine weitere Ladezeit nach sich.
Im Verlauf der Geschichte wird das Spiel dann aber immer mehr durch Teamwork geprägt. Gerade bei härteren Widersachern wie den riesigen steinernen Titanen, die einiges aushalten und austeilen, seid ihr und eure Mitspieler darauf angewiesen, eure Angriffe aufeinander abzustimmen und einander wiederzubeleben. Sonst wird das Squad schnell ausgelöscht und ihr müsst am letzten Checkpoint von vorne anfangen.
Anthem im Test: Kein Chat, keine Tutorials
Etwas schade fanden wir hierbei die fehlende Kommunikation. Während unseres Tests sind wir niemandem über den Weg gelaufen, mit dem wir per Push-to-Talk hätten reden können. Auch einen Chat oder kurze Kommandos (Heilung, Deckung, Danke etc.) haben wir vergeblich gesucht. Die wären für die Zukunft eine sinnvolle Ergänzung, besonders, um sich auch mit zufälligen und nicht besonders mitteilungsbedürftigen Mitspielern gut abzusprechen. In dem Kontext würden wir uns auch noch eine Überarbeitung des Matchmakings wünschen. Momentan werdet ihr nämlich gerne mal mit wesentlich stärkeren Spielern in eine Sitzung geschmissen.
Quelle: PC Games
Nerviges Gummiband: Entfernt ihr euch zu weit von eurem Team, werdet ihr automatisch zurück ins Missionsgebiet teleportiert.
Und wo wir schon gerade beim Meckern sind: Warum erklärt Anthem eigentlich so wenig? Klar, im Tutorial-Menü des Cortex bekommt ihr ein paar Basis-Tipps zum Spielstart. Aber versucht dort doch mal die genauen Effekte von Eis oder Feuer-Attacken nachzulesen. Oder herauszufinden, was es mit dem Pfad zum Ruhm, eurem Allianzlevel oder dem Ansehen bei verschiedenen Fraktionen auf sich hat. Oder wie das System um Primer und Detonatoren, eine der tragenden Gameplay-Säulen von Anthem, nun im Detail funktioniert. Viel Glück dabei!
Anthem im Test: Reich an Bugs, arm an Content
Quelle: PC Games
Wer Anthem spielen möchte, sollte Geduld mitbringen. Der Titel lässt euch öftmals mehrere Minuten auf einen Ladebildschirm starren.
Auch aus technischer Sicht läuft im neuen Bioware-Titel nicht immer alles einwandfrei: Zwischensequenzen werden teils zu früh abgeschnitten, sodass ihr wichtige Infos verpasst. Dazu kommt es immer wieder mal zu Ton-Aussetzern. Die Grafik leidet unter vereinzelten Clipping-Fehlern und Pop-Ins, unter voller Belastung gerät des Spiel schon mal ins Ruckeln. Wesentlich ärgerlich sind allerdings die Bugs, die über Darstellungsprobleme hinausgehen: So sorgen Blackscreens, Verbindungsabbrüche oder defekte Missions-Trigger öfters mal dafür, dass ihr einen Auftrag nicht zu Ende bringen könnt. Diese Fehler tauchen zu allem Überfluss sogar noch nach dem groß angekündigten Day-One-Patch auf, der sich eigentlich um solch elementare Schnitzer kümmern sollte.
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Ex-Entwickler bei Bioware erklärt: Anthem war zum Scheitern verurteilt ...
3 Das Schicksal von Anthem, welches bis heute einen der größeren Flops von EA darstellt, war anscheinend bereits vor dem Release abzusehen.![Das Logo von "EA".](https://cdn.statically.io/img/www.pcgames.de/screenshots/237x133/2010/04/ea_logo_b2teaser_169.jpg)
Dieses gefloppte Blockbuster-Game von EA bekommt ihr jetzt fast kostenlos!
12 Was kann schon schiefgehen, wenn der Entwickler von Mass Effect, Dragon Age und Star Wars: KOTR einen Loot-Shooter veröffentlicht? Alles!Zu guter Letzt müssen wir auch noch über das Endgame nach der (mit etwa 20 Stunden recht knappen) Kampagne sprechen: Das fällt nämlich ziemlich mau aus. Ihr könnt noch ein paar Herausforderungen meistern, Nebenmissionen erledigen oder per Schnelleinstieg einen zufälligen Auftrag noch einmal spielen - wahlweise in einem von drei neuen Schwierigkeitsgraden, die ihr mit Stufe 30 (dem aktuellen Level-Cap) freischaltet. Schaden und Gesundheit eurer Gegner sind dann bis zu 3.100 Prozent höher.
Quelle: PC Games
In Anthem kommt es immer wieder einmal zu seltsamen Bugs und Glitches. Während einige nur komisch aussehen, können andere ganze Missionen ruinieren.
Zu guter Letzt schaltet ihr mit dem Abschluss der Story auch noch zwei zusätzliche Festungen frei, die ihr auf der Suche nach besserem Loot hoch- und runter-grinden könnt. Das war es dann aber auch schon. Anthem macht hier also genau dieselben Fehler, die bereits Destiny 2 oder The Division vor Jahren angekreidet wurden: Den Spielern werden in der Schlussphase des Titels einfach zu wenig neue Anreize geboten, um auch weiterhin dran zu bleiben. Warum Bioware aus den Versäumnissen der Konkurrenz allerdings nicht rechtzeitig seine nötigen Schlüsse gezogen hat, bleibt uns ziemlich schleierhaft.
Vermutlich der Transformers/Ironmanstil der dort super ankommt!
Umgerechnet auf unser Punktesdystem sind es 8 Punkte.
Vielleicht ist das die "Versicherung", dass man selbst nach dem Löschen aller anderen Waffen mit seinem aktuellen Level noch klar kommt.
So oder so, komisches Design! :D